Instant Payments in SAP: 7 Auswirkungen & Handlungsempfehlungen
Durch die EU-Echtzeitverordnung wurden Instant Payments (IP) für Banken zum 9. Oktober 2025 verpflichtend. Für Unternehmen ändern sich dadurch klassische Routinen im Cash Management: Zahlungen können jederzeit erfolgen, Cut-off-Zeiten entfallen etc. Instant Payments machen in SAP Anpassungen bei Systemen, Workflows und Kontrollmechanismen erforderlich. Wir zeigen Ihnen 7 Auswirkungen, Chancen und Herausforderungen und geben Ihnen praxisnahe Handlungsempfehlungen.
1. Konto- und Liquiditätssteuerung
Treasurer benötigen künftig ein jederzeit aktuelles Bild über Kontostände und Zahlungsflüsse, um auf Echtzeitzahlungen angemessen reagieren zu können. Klassische Tages- oder Wochenroutinen reichen dafür nicht mehr aus: Transparenz in Echtzeit, automatisiertes Monitoring und angepasste Workflows werden zu entscheidenden Erfolgsfaktoren.
Herausforderungen
Mit der ständigen Verfügbarkeit von Zahlungen steigt der Druck auf die Disposition erheblich. Sie müssen rund um die Uhr sicherstellen, dass alle Konten ausreichend gedeckt sind, um sofortige Abflüsse zu ermöglichen. Dies erfordert Investitionen in leistungsfähige Monitoring- und Forecast-Lösungen sowie eine Neuausrichtung interner Prozesse. Auch Genehmigungs- und Kontrollmechanismen müssen so gestaltet sein, dass sie trotz 24/7-Verfügbarkeit Sicherheit und Compliance gewährleisten.
Chancen
Echtzeit-Tools verschaffen Treasurer einen umfassenden Überblick über ihre Kontostruktur und ermöglichen fundierte Entscheidungen auf Knopfdruck. Mit deren Hilfe können Sie Ihre Mittel gezielter einsetzen, Engpässe frühzeitig erkennen und Zahlungsströme optimal auf die Geschäftsbedürfnisse abstimmen. So lässt sich die Liquiditätsplanung insgesamt stabilisieren und das Working Capital effizienter nutzen.
Handlungsempfehlungen
Prüfen Sie, ob Ihr aktuelles SAP Cash Management bzw. Ihr Liquidity Planner in S/4HANA Echtzeitdaten verarbeiten kann. Gegebenenfalls sollten Sie Add-ons für ein Echtzeit-Monitoring implementieren und Alerts konfigurieren, um Zahlungsflüsse 24/7 im Blick zu behalten.
2. Technische Integration in SAP
Die Einführung von IP ist nicht nur ein organisatorisches, sondern auch ein technisches Thema. SAP-Systeme müssen in der Lage sein, Echtzeitzahlungen zu verarbeiten, Schnittstellen zu Banken zu bedienen und Monitoring-Daten in Echtzeit bereitzustellen.
Herausforderungen
Viele Unternehmen arbeiten mit historisch gewachsenen Zahlungsprozessen, die auf Tagesendverarbeitung ausgelegt sind. Für Instant Payments sind in SAP Anpassungen an Schnittstellen (z. B. EBICS [CW1] oder API-Anbindungen), Formaten und Monitoring-Lösungen erforderlich. Auch die Systemverfügbarkeit muss 24/7 gewährleistet sein.
Chancen
Wenn Sie Ihre SAP-Systeme auf Echtzeitfähigkeit ausrichten, profitieren Sie von einer modernen und zukunftssicheren Zahlungsinfrastruktur. Prozesse lassen sich stärker automatisieren, Abgleiche schneller durchführen und der manuelle Aufwand im Treasury reduzieren.
Handlungsempfehlungen
Stellen Sie sicher, dass Ihr SAP-System auf die neuen SEPA-Nachrichtenformate (ISO 20022) vorbereitet ist. Nutzen Sie die aktuellen SAP-Hinweise und prüfen Sie, ob Ihre Payment Factory bzw. Ihre Schnittstellen zu Banken Echtzeitzahlungen unterstützen.
3. Compliance und Sicherheit
Mit Instant Payments steigen die Anforderungen an Sicherheit und Kontrolle. Da Zahlungen in Sekunden ausgeführt werden, gibt es kaum Zeit, Fehler oder Betrugsversuche rechtzeitig zu stoppen. Banken begegnen diesem Risiko mit neuen Prüfmechanismen wie der Verification of Payee (VoP). Doch auch Unternehmen müssen ihre internen Prozesse anpassen.
Herausforderungen
Die Geschwindigkeit der Zahlungen reduziert den Handlungsspielraum für Korrekturen. Falsch eingegebene oder betrügerische Transaktionen können nicht einfach zurückgerufen werden. Unternehmen müssen deshalb interne Freigabeprozesse verschärfen, zusätzliche Kontrollmechanismen implementieren und ihr Fraud-Management erweitern.
Chancen
Mit VoP und anderen Prüfverfahren wird die Sicherheit im Zahlungsverkehr insgesamt erhöht. Sie profitieren von geringeren Betrugsrisiken und können durch angepasste Workflows mehr Vertrauen in Ihre Zahlungsprozesse schaffen. Gleichzeitig halten Sie Compliance-Vorgaben effizienter ein.
Handlungsempfehlungen
Aktivieren Sie im SAP Payment Management rollenbasierte Workflows für Echtzeitzahlungen, um eine klare Trennung von Erfassung und Freigabe sicherzustellen. Prüfen Sie zudem, ob Ihr System Verification of Payee (VoP) unterstützt, das ab Oktober 2025 verpflichtend wird.
Handlungsempfehlungen
Richten Sie in Ihrem SAP-System automatisierte Liquiditätsabfragen und Forecasts ein, die in kürzeren Intervallen laufen. Ergänzen Sie Notifications, die bei Unterschreitung von Kontogrenzen Echtzeitwarnungen geben.
4. Sinkende Preise, neue Nutzungsmöglichkeiten
Banken dürfen für Echtzeitzahlungen künftig keine höheren Gebühren verlangen als für Standardüberweisungen. Damit sinkt die Hemmschwelle, Instant Payments auch im Massengeschäft einzusetzen. Sie müssen deshalb bewusster entscheiden, in welchen Situationen eine sofortige Zahlung wirklich sinnvoll ist, beispielsweise bei zeitkritischen Lieferantenrechnungen oder um Skontofristen optimal zu nutzen.
Herausforderungen
Die sofortige Wertstellung kann Ihre Liquiditätsreserven stärker beanspruchen. Sie müssen ihre Konten daher enger überwachen. Außerdem gilt es, klare Richtlinien für den Einsatz von Echtzeitzahlungen festzulegen, um unkontrollierte Abflüsse zu vermeiden.
Chancen
Die Preisangleichung macht IP zu einem attraktiven Standardinstrument. Unternehmen können Lieferanten schneller bezahlen, ihre Verhandlungsposition verbessern und dadurch günstigere Konditionen erzielen. Gleichzeitig lassen sich Kundenzahlungen oder Rückerstattungen in Echtzeit abwickeln. Das steigert Vertrauen und Servicequalität. Die flexible Nutzung von Echtzeitzahlungen ermöglicht zudem eine gezielte Optimierung des Working Capital.
Handlungsempfehlungen
Definieren Sie im SAP Payment Management Szenarien, wann Echtzeitzahlungen sinnvoll sind (z. B. Lieferantenrechnungen mit Skonto oder Rückerstattungen). Erstellen Sie Regeln, die Zahlungen automatisch in Echtzeit ausführen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind.
5. Kombination mit neuen Verfahren wie Request to Pay
Neben Instant Payments gewinnt auch „Request to Pay“ (R2P) an Bedeutung. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem Rechnungssteller über eine digitale Zahlungsanforderung direkt eine Echtzeitüberweisung auslösen können.
Herausforderungen
Für Sie bedeutet dies zusätzlichen Integrationsaufwand: R2P muss in bestehende ERP- und Buchhaltungsprozesse eingebunden werden. Zudem sind klare Regeln notwendig, wann Zahlungsanforderungen automatisch akzeptiert und wann sie geprüft werden müssen.
Chancen
Die Kombination aus Instant Payments und Request to Pay bietet Potenzial für eine durchgängige Automatisierung von Rechnungsstellung und Zahlung. Unternehmen profitieren von beschleunigten Prozessen, höherer Transparenz und einer verbesserten Liquiditätsplanung. Auch im Kundenservice können Rückerstattungen oder Zahlungen an Endkunden reibungsloser abgewickelt werden.
Handlungsempfehlungen
Evaluieren Sie frühzeitig die Integration von Request to Pay in SAP. Nur so können Sie künftig Zahlungsanforderungen direkt aus dem ERP-System heraus senden und empfangen. Dadurch entstehen Synergien mit Billing- und Collections-Prozessen.
6. Organisatorische Auswirkungen auf das Treasury
Mit Instant Payments in SAP verschwinden die gewohnten Rhythmen des Bankalltags. Die Frage ist, wie 24/7-Zahlungen – ohne unverhältnismäßigen Mehraufwand – organisatorisch abgesichert werden können.
Herausforderungen
Die permanente Verfügbarkeit von Zahlungen kann zu zusätzlicher Belastung führen. Insbesondere kleinere Teams stoßen schnell an Grenzen, wenn auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten Dispositionen geprüft und Freigaben erteilt werden müssen.
Chancen
Durch Automatisierung und klar definierte Workflows können Sie die organisatorischen Anforderungen effizient lösen. Limits, vordefinierte Freigabeschwellen und digitale Workflows ermöglichen es, Zahlungen auch ohne ständige manuelle Eingriffe sicher zu steuern. Damit entsteht mehr Flexibilität, ohne dass rund um die Uhr zusätzliche Ressourcen gebunden werden.
Handlungsempfehlungen
Überprüfen Sie Ihre Genehmigungs- und Vertretungsregelungen im SAP-System. Stellen Sie sicher, dass diese 24/7 abbildbar sind, etwa durch mobile Freigabelösungen oder die Nutzung von SAP Fiori-Apps.
7. Internationale Zahlungen und Harmonisierung
Die EU-Echtzeitverordnung gilt zunächst nur für Zahlungen in Euro innerhalb des SEPA-Raums. Für internationale Transaktionen bestehen weiterhin Unterschiede in Formaten, Gebührenstrukturen und Verarbeitungsgeschwindigkeiten. Das kann die durchgängige Nutzung von IP einschränken.
Herausforderungen
Als Cash Manager müssen Sie mit einem Nebeneinander verschiedener Standards arbeiten. Während innerhalb der EU Echtzeitzahlungen verpflichtend und kostengleich sind, können Überweisungen in andere Währungsräume weiterhin teurer und langsamer sein. Dies erschwert die durchgehende Steuerung der globalen Liquidität.
Chancen
Mit wachsender internationaler Akzeptanz von Instant Payments wird sich der Zahlungsverkehr auch außerhalb Europas zunehmend harmonisieren. Wenn Sie frühzeitig auf Echtzeitprozesse setzen, sind Sie für diese Entwicklung vorbereitet und können Ihre globale Zahlungsabwicklung effizienter gestalten.
Handlungsempfehlungen
Prüfen Sie als international agierendes Unternehmen Ihre länderspezifische Instant-Payment-Integration in SAP. Nutzen Sie zentrale Payment-Hubs, um unterschiedliche regionale Anforderungen effizient abzubilden.
Instant Payments in SAP als Chance für ein modernes Treasury
Instant Payments bedeuten in SAP zwar mehr Komplexität aber auch deutlich größere Gestaltungsspielräume. Investieren Sie frühzeitig in Systeme, Prozesse und Automatisierung. So können Sie Risiken, wie Liquiditätsengpässe oder Kontrollverluste, wirksam abfedern. Gleichzeitig profitieren Sie von höherer Effizienz, besserer Transparenz und mehr Flexibilität. IP sind damit nicht nur ein regulatorisches Muss, sondern eine strategische Chance, das Treasury und Ihr SAP-System nachhaltig zu modernisieren.
Tipp: Im Wikipayments-Forum „SAP Cash Management in S/4HANA“ erhalten Sie Informationen zu neuen Funktionalitäten und Prozessen im Cash Management auf Basis von SAP HANA.
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