Instant Payments: Was die neue EU-Verordnung für den SAP-Zahlungsverkehr bedeutet
Die EU-Verordnung zu Echtzeitzahlungen (Instant Payments), die im März 2024 offiziell verabschiedet wurde, leitet eine neue Ära im Zahlungsverkehr, nicht nur der SAP, ein. Seit 2025 müssen Überweisungen in Euro innerhalb von zehn Sekunden abgewickelt werden – rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr.
Für Unternehmen bedeutet das nicht nur eine technische, sondern vor allem eine strategische Herausforderung. Denn Zahlungsströme verändern sich grundlegend. Wer frühzeitig handelt, sichert sich klare Vorteile – sowohl im Cash Management als auch bei der Optimierung des Zahlungsverkehrs mit SAP.
Was regelt die neue EU-Verordnung zu Echtzeitzahlungen?
Die Instant-Payment-Verordnung (EU) 2024/886 verpflichtet Zahlungsdienstleister in mehreren Stufen zur Bereitstellung von Sofortzahlungen (Instant Payments):
- Seit 9. Januar 2025 müssen Zahlungsdienstleister in der Eurozone Instant Payments empfangen können.
- Ab 9. Oktober 2025 müssen sie auch in der Lage sein, Sofortzahlungen auszuführen.
- Für Nicht-Euro-Länder des SEPA-Raums gelten verlängerte Fristen (bis 2027).
Was sind Instant Payments?
Instant Payments (IP) sind Überweisungen, die binnen 10 Sekunden abgeschlossen werden. Und zwar unabhängig von Wochentag oder Uhrzeit. Die Deckelung liegt bei 100.000 EUR (je nach Anbieter). Der technische Standard basiert auf dem ISO 20022-Format pain.001.001.09 und dem Clearing-Mechanismus RT1 bzw. TIPS.
Warum sind Instant Payments für SAP-Anwender relevant?
In SAP-Systemen sind viele Prozesse, wie F110-Zahlungsläufe oder Hausbankverbindungen, auf Batch-Zahlungen ausgerichtet. Mit Echtzeitzahlungen kommen neue Anforderungen hinzu:
- Technische Integration neuer Formate (z. B. pain.001.001.09 für IP)
- Echtzeit-Schnittstellen zur Bank (über EBICS 3.0, API oder SWIFT)
- Anpassung von Liquiditätsplanung und Treasury-Prozessen
Instant Payments lassen sich nicht einfach „dazuschalten“. Unternehmen müssen gezielt prüfen,
- ob ihr SAP-System und das eingesetzte Payment-Modul bereit für Sofortzahlungen sind,
- ob Prozesse wie Zahlungslauf-Logik, Freigabeprozesse und Risikobewertung angepasst werden müssen.
Chancen und Risiken für Cash Manager
Vorteile von Instant Payments für Unternehmen
- Schnellere Liquiditätsverfügbarkeit: Zahlungen an Lieferanten oder von Kunden erfolgen sofort – auch am Wochenende.
- Bessere Verhandlungsposition: Unternehmen können Skontofristen voll ausschöpfen oder sich durch prompte Zahlungen Vorteile sichern.
- Höhere Kundenzufriedenheit: Im E-Commerce und bei Rückerstattungen erhöhen Echtzeitzahlungen die Servicequalität.
Risiken und Herausforderungen für Firmen
- Technik: Die Dauerverfügbarkeit von IP setzt stabile Systeme und ein funktionierendes Monitoring voraus.
- Kosten: Einige Banken verlangen höhere Gebühren für Echtzeitzahlungen.
- Betrugsgefahr: Die sofortige Zahlungsausführung reduziert den Zeitrahmen für Kontrollmechanismen.
Was Cash Manager jetzt konkret in SAP tun sollten
Unternehmen sind gesetzlich nicht verpflichtet, Instant Payments anzubieten oder zu nutzen. Sie können sich jedoch aktiv für oder gegen die Nutzung entscheiden. Cash-Management-Strategien oder die Erfüllung von Kundenerwartungen bei Auszahlungen oder Rückerstattungen sprechen jedoch für den Einsatz von Echtzeitzahlungen.
Für eine erfolgreiche IP-Einführung im SAP-Zahlungsverkehr empfehlen wir folgende Schritte:
1. Systemanalyse durchführen
- Prüfen Sie, ob Ihre SAP-Version (ERP oder S/4HANA) das relevante Zahlungsformat pain.001.001.09 unterstützt.
- Klären Sie mit Ihrer Bank, wie der Datenaustausch von Zahlungsaufträgen und Statusmeldungen erfolgt (EBICS 3.0, API-Anbindung, SWIFTNet etc.).
2. Workflows neu bewerten
- Stellen Sie fest, ob Ihr Freigabeprozess für Instant Payments angepasst werden muss.
- Klären Sie, ob es bei Ihren Zahlungsanbietern Betragsgrenzen gibt, bis zu denen IP erlaubt sind.
3. Liquiditätsplanung anpassen
- Berücksichtigen Sie, dass Echtzeitzahlungen Ihre Cash-Positionen sofort beeinflussen. Der bisher übliche Zeitpuffer von ein bis zwei Tagen zwischen Zahlungsfreigabe und Kontobelastung entfällt.
- Planen Sie die tagesgenaue Erkennung und Steuerung von Liquiditätsengpässen ein, da Liquiditätsabflüsse sich sofort auswirken.
4. Stammdaten und Empfängerpflege
- Beachten Sie, dass fehlerhafte IBANs nicht zu Rückläufern führen, sondern zum Verlust der Zahlung.
- Nutzen Sie die VoP-Prüfung (Verification of Payee) als zusätzliche Schutzmaßnahme.
Instant Payment verändert Prozesse
Die Echtzeitzahlungsverordnung ist nicht nur ein regulatorischer Meilenstein. Vielmehr bietet sie Unternehmen die Chance, ihren Zahlungsverkehr strategisch neu zu denken. Gerade in SAP-Umgebungen ist die Einführung allerdings mit weitreichenden Auswirkungen auf Schnittstellen, Workflows und Treasury-Prozesse verbunden.
Wenn Sie IP vollumfänglich nutzen möchten, sollten Sie jetzt mit der technischen und prozessualen Umsetzung starten, um im Oktober für den Go-live gerüstet zu sein.
IP in SAP mit der Payyxtron GmbH professionell umsetzen
Gerne unterstützen wir Sie mit unserer Expertise im SAP-Zahlungsverkehr bei der Einführung von Instant Payments in SAP: von der technischen Integration bis zur prozessualen Neugestaltung. Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Erstgespräch!
- Instant Payments: Was die neue EU-Verordnung für den SAP-Zahlungsverkehr bedeutet - 2. Juli 2025
- Insolvenzen auf Rekordniveau: Schützen Sie sich vor Zahlungsausfällen - 27. Mai 2025
- To-dos im Zahlungsverkehr 2025 - 7. April 2025